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Bürgerschaftliches Engagement als Instrument der Prävention in der Lebenswelt orientierten Betreuung psychisch erkrankter Menschen

Das von 2015 bis 2016 durchgeführte Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit hatte die Einsatzmöglichkeiten von bürgerschaftlichem Engagement in der psychiatrischen Versorgung im Fokus. Als erster Schritt wurde eine Datenbank von bürgerschaftlich engagierten Mitgliedern des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie zur Organisation einer ersten Befragung eingerichtet. Ziel dabei war eine erste Bestandsaufnahme, in welchen Bereichen der Arbeit gemeindepsychiatrischer Träger bürgerschaftliches Engagement zum Einsatz kommt und in welchen Bereichen noch eine Erweiterung möglich ist. Weiterhin wurde in der Befragung abgefragt, wie viele Klienten unter gesetzlicher Betreuung - auch ehrenamtlicher Betreuung - stehen und wie die bisherige Vernetzung der Angebote mit bürgerschaftlichem Engagement geregelt ist.

Ergebnisse der Befragung

Die Befragung zeigte, welchen hohen Stellenwert das bürgerschaftliche Engagement in der Gemeindepsychiatrie hat. So waren in fast 50 % der befragten Trägerorganisationen mehr als 10 Bürgerhelfer tätig sind. Dies belegt nicht nur die Wichtigkeit bürgerschaftlichen Engagements für die Inklusion psychisch erkrankter Menschen sondern auch das Engagement der Träger der Gemeindepsychiatrie bei der Gewinnung und Unterstützung engagierter Bürger. Besonders zu bemerken ist, dass die Bürgerhelfer neben „klassischen“ Angeboten wie der Arbeit in den offenen Treff-, Freizeit- und Gruppenbereichen zunehmend auch Aufgaben in der praktischen Inklusionsarbeit, der Vernetzung im Sozialraum, sowie in den Beschwerdestellen übernommen haben. Auch die Einzelbegleitung von Nutzern ist mit fast 40 % ein Hauptaufgabenfeld ehrenamtlicher Tätigkeit. Hier wäre es im folgenden Projektjahr spannend, die vereinbarte Art sowie den Umfang bürgerschaftlicher Unterstützung - in Abgrenzung zu den Aufgaben der professionellen Mitarbeiter und den Pflichtaufgaben der Berufsbetreuer differenzierter herauszuarbeiten.

Unstrittig ist, dass es  immer wieder Abstimmungen zwischen den Beteiligten anhand des Nutzerwillens geben muss. Bislang betonten die Rückmeldungen der Träger, dass die Kernaufgaben der Versorgung und Besorgung, die Begleitung zum Arzt, zum Arbeitgeber, zu Hilfeplankonferenzen eindeutig von Profis erledigt werden sollten. Die Unterstützung in den anderen Bereichen des täglichen Lebens durch  ehrenamtlich Engagierte trägt wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei. Neben der Stärkung der Vernetzung ist ein weiterer wichtiger Punkt das Empowerment, das Menschen mit psychischen Erkrankungen durch ihr persönliches bürgerschaftliches Engagement erfahren. Die Frage „Gibt es in Ihrer Region einen regelmäßigen Austausch von gemeindepsychiatrischen Organisationen, ehrenamtlich Engagierten und gesetzlichen Betreuern?“ wurde von über 30 % der gemeindepsychiatrischen Träger mit „Ja“ beantwortet und weitere 20 % der befragten Organisationen streben dies an.

Kooperation mit weiteren Fachverbänden und Organisationen

Parallel zu dieser Befragung wurde dem Vorstand des Bundesverbandes Psychiatrie-Erfahrener, den Mitgliedern Aktionsbündnis seelische Gesundheit sowie dem Bundesnetzwerk bürgerschaftliches Engagement das Projekt vorgestellt. Ebenso wurde Kontakt mit Vorstand und Geschäftsführung des Bundesverbandes der Berufsbetreuer aufgenommen und zwei gemeinsame Sitzungen vereinbart. Diese fanden im Laufe des Jahres, unterstützt durch Mitglieder des Vorstandes des rheinischen Landesverbandes AGPR e.V.  statt. Daneben fand ein Fachgespräch zur Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Berufsbetreuern auf Verbändeebene statt, an dem folgende Personen teilnahmen: Der Vorsitzende des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie, Wolfgang Faulbaum-Decke, der Vorsitzende des Bundesverbandes der Berufsbetreuer, Torsten Becker, Dr. Raoul Borbe von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde und Jurand Daszkowski vom Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen. Veröffentlicht wurde das Fachgespräch in der Zeitschrift Kompass, Ausgabe 2/2015

Bei weiteren gemeinsamen Sitzungen wurde die Notwendigkeit der differenzierten Betrachtung der Bedarfe bei der Diskussion um ehrenamtliche und professionelle Betreuung betont und Ideen zum weiteren Projektverlauf entwickelt.

Ein Expertengespräch mit den Fachverbänden: Bundesverband der Berufsbetreuer, Bundesverband der Psychiatrieerfahrenen, Bundeskonferenz der Betreuungsvereine, Landesverband der Bürgerhilfe in Bayern e.V. und dem Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V. fand am 18. 11. 2015 statt. Als Ergebnis wurde Vereinbarungen zur weiteren Zusammenarbeit getroffen.