Menschen mit einer psychischen Erkrankung werden in vielen Regionen in Rheinland-Pfalz sehr gut versorgt.
Diese Tatsache ist eine Erkenntnis aus der Tagung am 29.03.2019 in der Rheinhessen-Fachklinik, wo sich ca. 70 Betroffene, Angehörige, Geschäftsführende von Kliniken und Organisationen, Ärzte und Fachkräfte trafen, um sich einen Überblick über die Versorgungslandschaft für psychisch erkrankte Menschen zu schaffen. Das ist in Rheinland-Pfalz bisher nicht so einfach, wie eine Karte von Rheinland-Pfalz zeigte, auf die alle Anwesenden kleine Fähnchen für den Standort ihrer Region steckten.
Viele große Träger, wie das Pfalzklinikum, die Rheinhessen-Fachklinik und andere Kliniken haben die Versorgungsverantwortung in ihren Regionen und bieten umfassende Möglichkeiten für Erkrankte. In anderen Regionen wiederum gibt es Träger der Gemeindepsychiatrie, die sehr gut miteinander zum Beispiel in Gemeindepsychiatrischen Verbünden organisiert sind. Gerade die Umsetzung der aktuellen Sozialrechtsreformen bergen für die Zukunft der gemeindepsychiatrischen Hilfen für die Träger eine Fülle von Herausforderungen. Eine Realisierung recovery- und lebensweltortientierter gemeindepsychiatrischer Hilfen scheint erst einmal durch die strukturellen Notwendigkeiten verlangsamt zu sein. In Umbruchzeiten ist es jedoch wichtiger denn je, sich zu vernetzen und auszutauschen um den notwendigen Schwung für die grundlegenden konzeptionellen Diskussionen zu entwickeln.
„Es gibt gute und herausragende Projekte in Rheinland-Pfalz, deren Erfahrungen und Erkenntnisse oftmals aber leider in der Region verbleiben und darüber hinaus wenig Beachtung finden, weil die flächendeckende Vernetzung z.B. durch einen Landesverband fehlt.“, so Birgit Fuchs – Vorstandsmitglied des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie e.V. „Es wäre für unser Bundesland hilfreich, wenn wir durch eine übergreifende Organisation die Möglichkeit hätten, Erfahrungen und Wissen auszutauschen.
Wenn wir, ein gemeinsames Netz spinnen, können wir viel mehr voneinander profitieren und eine qualitativ hochwertige Arbeit für Menschen mit einer psychischen Erkrankung bieten, egal, wo in Rheinland-Pfalz der oder die Betroffene wohnt. Außerdem könnten wir mit einer Stimme sprechen, wenn es in Verhandlungen mit Kassen, der öffentlichen Hand oder anderen Kostenträgern geht und hätten hierdurch eine gute Verhandlungsposition.“
Die Tagung, welche hochkarätig u.a. durch Dr. Julia Schwaben, Referatsleiterin Referat für Psychiatrie und Maßregelvollzug, Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz und Joachim Speicher, Abteilungsleiter Soziales und Demografie, Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz besetzt war, sorgte vor allem dafür, dass man miteinander ins Gespräch kam. In der Podiumsdiskussion, welche von Albert Mandler – Barmherzige Brüder Schönfelderhof – moderiert wurde, plädierte Joachim Speicher mehrfach dafür, „die Möglichkeiten der Vernetzung zu nutzen und u.a. durch Gemeindepsychiatrische Verbünde stärker aufzutreten. Man kann nur immer wieder dazu raten, diese Form der Zusammenarbeit einzuführen und sich hiermit auch im Hinblick auf die Umsetzung des BTHG und die damit verbundenen Aufgaben besser aufzustellen.“
„Rheinland-Pfalz hat ein gut ausgebautes Hilfenetz mit ambulanten Hilfen, Tageskliniken, Psychiatrischen Institutsambulanzen, Kliniken sowie die Angebote zum Wohnen und Arbeiten in der Gemeindepsychiatrie. Schwierig sei es jedoch für Menschen, die sich ihrer Krankheit nicht bewusst sind bzw. die aus diversen Gründen nicht in der Lage sind, Hilfe einzufordern. Daher sei es um so wichtiger, für diese Menschen Verantwortung zu übernehmen, gleich ob es sich um Kommunen, Kostenträger oder Leistungserbringer handelt. Diese Aufgabe muss gemeinsam übernommen werden“, unterstützt auch Frau Dr. Julia Schwaben diesen Appell.
Wie bei Veranstaltungen des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie üblich war auch diese Tagung trialogisch und so kamen Betroffene, Angehörige und Fachkräfte zu Wort, die ihrerseits für eine bessere Zusammenarbeit warben.
Insgesamt also viel Zustimmung und viele eingetragene Namen auf der Liste der Menschen, die sich wieder zusammensetzen wollen, um über eine bessere Zusammenarbeit zu beraten. … vielleicht auf dem Weg zu einem neuen Landesverband der Gemeindepsychiatrie.