26. und 27. Juni 2019 im Rudolf Steiner Haus, Hamburg
„Es ist Zeit für einen neuen Aufbruch!“ Nichts weniger forderte Nils Greve, Vorsitzender des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie e.V., in seinem Eröffnungsvortrag auf der Jahrestagung 2019. Der Aufruf ist gleichzeitig Titel eines aktuellen Positionspapiers der Friedrich-Ebert-Stiftung, das Handlungsbedarfe zur Reform der psychosozialen Versorgung 44 Jahre nach der Psychiatrie-Enquete formuliert. Zur Expertengruppe, die das Papier erarbeitet hatte, gehörten auch Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter*innen des Dachverbands Gemeindepsychiatrie. [Positionspapier herunterladen]
„Vieles hat sich seit der Enquete zum Guten verändert“, so Greve weiter. Gleichzeitig mahnte er: „Die Angebotslandschaft ist inzwischen überaus komplex, zersplittert, verschiedenen Rechtskreisen und Kostenträgern zugeordnet und kaum noch im Sinne einer integrierten, personenzentrierten Versorgung handhabbar.“ Dennoch sei die Gemeindepsychiatrie auf einem guten Weg, die neuen gesetzlichen Möglichkeiten zu nutzen, um Verbesserungen in der Behandlung und Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu erreichen.
Mit dem bewusst provokanten Titel der Tagung „Grenzen überschreiten – Pflege, Teilhabe und Gemeindepsychiatrie“ hatte der Dachverband Gemeindepsychiatrie in Kooperation mit der Bundesinitiative Ambulante Psychiatrische Pflege e.V. (BAPP) und der Deutschen Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege e.V. (DFPP) nach Hamburg eingeladen.
Das Ziel der Veranstaltung war es, aufbauend auf den neuen gesetzlichen Möglichkeiten durch das Bundesteilhabegesetz, die Pflegestärkungsgesetze und bei der psychiatrischen Häuslichen Krankenpflege gemeinsam Schnittmengen und Anknüpfungspunkte auszuloten und innovative Möglichkeiten zu finden, um dem Ziel sozialraumorientierter, passgenauer Komplexleistungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen ein weiteres Stück näher zu kommen. Am ersten Tag lag der Schwerpunkt auf dem Thema Pflege, am zweiten Tag wurde das Bundesteilhabegesetz behandelt. Hinzu kamen weitere Themen wie die Unterstützung Jugendlicher, der Einsatz von Social Media sowie eine weitere „Grenzüberschreitung“ in Gestalt von Profis mit Erfahrung als Patienten oder Angehörige. Aktuelle Fragestellungen wurden in den Fachvorträgen aus verschiedenen Perspektiven behandelt. Auch die erneut hochsommerliche Temperaturen hielten die über 200 Teilnehmenden der Veranstaltung nicht davon ab, im Anschluss an die Vorträge und in den zahlreichen Workshops zu diskutieren.
Es wurde deutlich: Für die Referent*innen und Gäste der Tagung bestimmt das Ziel den Weg, denn der Mensch mit seiner psychischen Erkrankung und seinem individuellen Hilfebedarfen steht im Mittelpunkt. Entsprechend müssten darauf abgestimmte Angebote aufgebaut und vorgehalten werden. Der inhaltliche Fokus der Podiumsdiskussion des zweiten Tages lag auf dem Aufbau von regional eingebundenen Krisendiensten. Nach der Vorstellung des flächendeckenden bayrischen Krisendienstes, den Darstellungen von Verhandlungen und Planungen aus der Eingliederungshilfe und nach dem SGB V, stellten die Vertreter*innen von Selbsthilfe und Angehörigen ihre Forderungen an einen solchen Krisendienst vor. Es dürfe dabei nicht immer erst die Kostenfrage gestellt werden – „Denn bei der Feuerwehr wird auch nicht immer nach den Kosten gefragt - sondern es ist einfach selbstverständlich, dass sie da ist!“ resümierte Herr Roth vom Bezirk Oberbayern bei der Podiumsdiskussion zum Thema Krisendienste.
Unterstützung im Tagungsbüro leisteten diesmal engagierte Mitarbeiterinnen der Brücke Schleswig-Holstein gGmbH. Dafür ihnen und allen Helfenden ein herzliches "Dankeschön" für die gelungene Organisation.
(Fotos: Anja Plonka)
Marco Kellerhof Abteilungsleiter Gesundheitliche und pflegerische Versorgung, Gesundheitsberufe und Senioren, Hamburg
Dr. Nadia Hentschelmann Geschäftsführerin ALPHINA gGmbH, Hamburg [Grußwort herunterladen]
Nils Greve, Vorsitzender Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V., Köln
Kay Herklotz stellv. Vorsitzender Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V., Vorstand Psychosozialer Trägerverein Sachsen e. V., Dresden
Tim Konhäuser Vorstand Bundesinitiative Ambulante Psychiatrische Pflege e.V., Ulm (Präsentation von Alfred Karsten)
Dorothea Sauter Präsidentin Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege e.V., Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld
Thomas Buneta Koordinator der Arbeitsgruppe Ambulante Psychiatrische Pflege in der Deutschen Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege e.V., Freiberufliche Pflegefachperson in der Bodenseeregion (DE) und im Kanton Thurgau (CH)
Dr. Thomas Hummelsheim Vorsitzender Psychosozialer Trägerverein Solingen e.V., Solingen
Hartmut Nagel Vorstand Bundesinitiative Ambulante Psychiatrische Pflege e.V., Leitung Bündnis Ambulante Psychiatrie GmbH, Verden
Tim Konhäuser Vorstand Bundesinitiative Ambulante Psychiatrische Pflege e.V., Ulm
Ulrike Seng Vorstand Bundesinitiative Ambulante Psychiatrische Pflege e.V., stellv. Pflegedienstleitung Bündnis Ambulante Psychiatrie, Verden
[Präsentation folgt]
Florian Heinz Präsidiumsmitglied Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege, Stationsleitung Institutsambulanz MediClin Klinik an der Lindenhöhe, Offenburg
Ulrich Wesseloh Fachbereichsleitung Ambulante Psychiatrische Pflege, Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste GmbH, Bremen
Steffen Dolinski Bereichsleiter Psychosozialer Trägerverein Sachen e.V., Dresden
Katrin Herder Präsidiumsmitglied Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege e.V., Mitarbeiterin Ambulante Dienste, Psychosozialer Trägerverein Solingen e.V, Solingen
Birgit Görres Geschäftsführerin Dachverband Gemeindepsychiatrie
Momo Sabel Lehrkraft für besondere Aufgaben und wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachbereich Sozialwesen, Hochschule Fulda
in Vertretung für Peter Heuchemer Referent Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V., Köln
Christian Zechert Vorstand Dachverband Gemeindepsychiatrie, Köln
Dr. Thomas Floeth Vorstand Dachverband Gemeindepsychiatrie, Köln / Geschäftsführer NiG Pinel gGmbH, Berlin
Auf der Mitgliederversammlung stellten Vorsitzender Nils Greve und Geschäftsführerin Birgit Görres den Geschäftsbericht des vergangenen Jahres vor und gaben einen Überblick über die inhaltlichen Schwerpunkte und Projekte des Dachverbands in 2018 und 2019. Der aktuelle Tätigkeitsbericht wurde erstmalig in der Form des „Social Reporting Standards“ (SRS) erarbeitet. Durch diese Form der Darstellung wird das Engagement des Verbands für psychisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen sowie für die Mitgliedsorganisationen noch klarer und der „roten Faden“, der sich durch alle Aktivitäten zieht, noch sichtbarer. [Tätigkeitsbericht 2018 herunterladen]
Besondere Beachtung dabei fand der Bericht zum neuen Projekt des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie: Für die beantragte Förderung durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses für das Projekt "Gemeindepsychiatrische Basisversorgung schwerer psychischer Erkrankungen – Versorgung wie aus einer Hand" (GBV) bekam der Dachverband im November 2018 den Zuschlag. Der offizielle Starttermin zur Umsetzung war der 01.07.2019. Es ist das größte Projekt des Verbands in den letzten 20 Jahren. [Mehr zum Projekt GBV]
Zum Thema "Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern" hat der Dachverband Gemeindepsychiatrie durch sein jahrzehntelang bestehendes Engagement mittlerweile an politischem Einfluss gewonnen: Mit der Verbesserung der Hilfen beschäftigt sich seit Februar 2018 die Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern. Sie wurde, auf der Basis eines einstimmig verabschiedeten interfraktionellen Bundestags-Antrags eingerichtet und damit beauftragt, einvernehmlich Vorschläge zur Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil psychisch erkrankt ist, zu entwickeln. Der Dachverband ist Teil dieser Arbeitsgruppe, Birgit Görres bringt im Gremium die Expertise und Perspektive der Gemeindepsychiatrie ein. Im April dieses Jahres wurde sie zudem im Gesundheitsausschuss der Bundesregierung zum Thema gehört. [Mehr zur Arbeitsgruppe]
Susanne Azimpoor Geschäftsführerin Gender-BeWo, Köln
Martin Vedder Geschäftsführender Vorstand Kölner Verein für Rehabilitation e.V., Köln
Ute Peters Geschäftsführerin Wisch e.V., Hamburg
Jörg Zart Pädagogischer Berater Op de Wisch e.V., Hamburg
Jana Franke Rechtsanwältin, Hohage, May & Partner mbB, Hamburg
Daniel Skupin Vorstand Psychosozialer Trägerverein Sachsen e.V., Dresden
Momo Sabel Lehrkraft für besondere Aufgaben und wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachbereich Sozialwesen, Hochschule Fulda
Wolfgang Faulbaum-Decke Geschäftsführer Brücke Schleswig-Holstein gGmbH, Kiel
Erika Schulz Geschäftsleitung Bereichsmanagerin Psychosoziale Rehabilitation, Brücke Schleswig-Holstein gGmbH, Kiel
Stefan Nagel Geschäftsführer der Ev. Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (EAW) und der Ev. Arbeitsgemeinschaft für Suchtkrankenhilfe (EAS), Diakonisches Werk Hamburg – Landesverband der Inneren Mission e. V.
Helmut Roth Referatsleiter strategische Sozialplanung, Koordination u. Fachdienste Bezirk Oberbayern, München
Foto v.l.
Christian Zechert Vorstand Dachverband Gemeindepsychiatrie, Köln
Jana Franke Rechtsanwältin, Hohage, May & Partner mbB, Hamburg
Helmut Roth Referatsleiter strategische Sozialplanung, Koordination u. Fachdienste Bezirk Oberbayern, München
Sabine Rieser (Moderation) Fachjournalistin für Gesundheitspolitik, Berlin
Nils Greve Vorsitzender Dachverband Gemeindepsychiatrie, Geschäftsführer GpG NRW gGmbH, Solingen
Martina Heland-Graef Vorstand Dachverband Gemeindepsychiatrie, Vorstand Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e.V., Neustadt bei Coburg
Nils Greve, Vorsitzender Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V., Köln
Sabine Rieser Fachjournalistin für Gesundheitspolitik, Berlin